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J'DAY DIRK DARMSTAEDTER ANTWORTET
Dirk, wo bist du aufgewachsen und was führte dich zur Musik?

Die ersten fünf Jahre habe ich in Hamburg gewohnt dann hatte mein Vater einen Job in New York, und unsere Familie zog nach New Jersey. Zur Musik bin ich eigentlich gekommen, als ich nach Deutschland zurückkam. In Amerika war ich bis zu meinem elften Lebensjahr und habe mich hauptsächlich mit Sport befaßt. Ich wollte Baseballprofi werden, das war meine erste Leidenschaft. Als ich nach Deutschland zurückkam, konnte ich deutsch nicht besonders gut, fand deshalb auch keine richtigen Freunde. Musik habe ich dann entdeckt, als ich viel Zeit zuhause verbrachte und in unserem Keller immer neue Spiele erfand, um mir die Zeit zu vertreiben. Ich habe mir irgendwann mal eine Zeitschrift gekauft "Pop" hieß die -, und darin war ein Poster. Auf der einen Seite waren Deep Purple in schwarz-weiß, und auf der anderen die Bay City Rollers in Farbe. Natürlich, wie ich damals drauf war: fand ich die Jungs von Deep Purple irgendwie sehr behaart und unansehnlich, aber die Bay City Rollers irgendwie klasse. Ich hab' die gleich bei mir aufgehängt und mir dann ihre Single "Bye Bye Baby" gekauft. Dieses Stück habe ich ungefähr achthundertmal am Tag auf meinem kleinen "Stereo" abgespielt, und hab' echt geheult. Dann habe ich noch irgendwann Mick Jagger mit zwei Groupies im Arm im Fernsehen gesehen. Da wußte ich, wie mein Schicksal aussieht. Das hört sich unheimlich blöd an, aber die Musik hat mich in der Zeit wirklich gerettet. Da habe ich mir auch gleich eine Gitarre geholt und irgendwie losgespielt.

Hast du dann gleich auch dazu gesungen?

Ja, das war für mich das Wichtigste überhaupt. Ein Jahr später - mit zwölf - ging ich dann in meine ersten Doo-Wop-Konzerte. Doo-Wop ist so Straßenmusik der endfünfziger sechziger Jahre, hauptsächlich a-capella, also ohne Instrumente Der Name kommt daher, weil, während der Leadsänger irgendsowas wie "Why'- Do Fools Fall In Love" sang, die Jungs im Hintergrund ihn mit "a-doo-wop-adoo-wop" begleiteten. Das war's für mich; das war der Ursprung aller Musik für mich. Mit ein paar Freunden nahmen wir Doo-Wop-Stücke aus dem Radio auf, tauschten die Kassetten aus und haben die Songs dann auch gesungen. Wir nannten uns "J.B. And His Jupiters" und haben Konzerte gemacht und zwei Talentwettbewerbe in der Hamburger "Rampe" gewonnen. Das, was die Jeremy Days für mich jetzt sind, war diese Band, als ich zwölf war: eine eingeschworene Gemeinschaft.

Wie ging es dann weiter?

Danach spielte ich noch in verschiedensten anderen Combos. Mit 16/17 habe ich dann bei einem Bekannten, der ein Studio hatte, eine Single aufgenommen, die "Send Her A Dream" hieß.

Unter dem Namen "Kirk Novak"?

Ja, genau. Ich habe im Fernsehen einen Krimi gesehen; da hieß die Kriminalbeamtin irgendwie "Novak", oder so. Kirk? Naja, Kirk - Dirk, das ist ja so das gleiche.

Warum hast du dann diesen Künstlernamen aufgegeben?

Zu dieser Zeit lernte ich Christoph und Louis kennen. Ich bin nicht unbedingt so ein Einzelkämpfer. Was ich eigentlich wollte, war eine Band - eine Band, wie die Byrds oder die Beatles. Ich mag es lieber, mit so 'ner Gang durch durch die Lande zu reisen.

Wie kam es eigentlich zu dem Namen "The Jeremy Days"?

Christoph und ich waren damals - das war so 1987 - in vielen Bibliotheken, haben uns Titel von alten Büchern 'rausgeschrieben und die dann miteinander kombiniert. Wir hatten Hefte voller Wortlisten. Irgendwann hat Christoph mich gefragt, "wie wär's denn mit The Jeremy Days"? Bei ihm im Zimmer hingen Plakate, auf denen er die Namen groß aufgemalt hatte und dann standen wir da alle davor und mußten uns entscheiden.

Wie kam es zu der Zusammenarbeit mit Eurem Manager Alexander von Oswald?
Ich erinne mich, daß wir an einem Abend in meinem Auto, ein 67'er Opel Coupé, alle 'rumsaßen und ihm so ein Demo von uns vorgespielt haben. Wir waren zu dieser Zeit unglaublich euphorisch, sehr überzeugt von dem, was wir machten und ich glaube, Alex war davon irgendwie fasziniert. Er machte damals das Management für "Die Antwort" und die "Grace Kairos" und hat uns dann ins Hafenklangstudio eingeladen, wo wir unsere ersten Liveaufnahmen gemacht haben - auf zwei Spuren. Die Stücke liefen ständig auf allen möglichen Stationen hier in Hamburg. Mit diesem Tape ist Alex dann auch nach London gefahren und hat es Clive Langer und Alan Winstanley vorgespielt.

Die beiden haben dann ja euer erstes AIbum produziert.

Ja, das war wie ein Traum, der wahr wird. Sie hatten mit allen meinen damaligen "Heroes" gearbeitet: Madness, Dexy's Midnight Runners Elvis Costello, Lloyd Cole und David Bowie. Als wir hörten, sie fänden unsere Kassette klasse und wir sollten doch nach London kommen, da haben wir nicht lange d'rüber nachgedacht.

Es ist interessant, daß du ein eher ruhiger Mensch bist; wie empfindest du denn den Wechsel, wenn du auf der Bühne stehst?

Ich weiß auch nicht recht, was ich da nun genau mache oder wie ich da genau aussehe. Ich glaube, ich bin auch im Deutschen, einfach dadurch, daß ich es spät erlernt habe, anders als im Englischen. Ich merke, wenn ich in Amerika bin, gibt es da andere Züge an meiner Person. Wenn du in einer Kleinstadt in Amerika aufwächst, sportlich bist - und ich war in meiner Stadt so ziemlich der beste Baseballspieler - dann bist du einfach King. In Deutschland sind meine eher stilleren, ruhigeren "Mal-Schauen"-Seiten zutage gekommen.

Was verbindest du mit eurer Zeit in London?

Es war klasse zu merken, daß wir nach kürzester Zeit schon ein Live-Publikum hatten. Wir spielten in Deutschland vor 2000 Leuten, aber in London kannte uns kein Mensch - alle Vorschußlorbeeren galten da nichts. Aber die Jungs von Madness und Lloyd Cole und andere Leute kamen. Wir hatten echt ein gutes Publikum. Woran wir uns nur die Zähne ausgebissen haben, war dieser ganze "Company Bullshit". Wir sind einfach eine deutsche Band mit einem deutschen Plattenvertrag, und die Polydor England meinte damals, daß sie an uns zu wenig Geld verdienen würde. Die stecken in ihre eigenen Bands viel Geld rein, bauen sie auf, aber verdienen eben erst dann, wenn diese Gruppen im Ausland erfolgreich sind. Das wäre ja bei uns nicht der Fall gewesen. Wenn wir in England Erfolg gehabt hätten, wäre das Geld der Plattenfirma in Deutschland zugekommen. Damals lief "Julie Thru The Blinds" auf BBC "Radio One" in ganz England so zehn mal die Woche, aber die Plattenfirma stellte die Platten nicht in die Läden und wir konnten pissen gehen.

Wie stehst Du heute zu Euren Platten?

Popmusik, davon bin ich fasziniert. Popmusik wird ja immer mehr in den Dreck gezogen, weil es soviel Scheiß-musik gibt. Wenn man sich die Charts anguckt, ist das ja grausam. Im deutschen Radio geht es nicht darum, ob es jemandem gefällt - das ist ja scheißegal. Die Hauptsache ist: es stört keinen. Wir könnten ja auch sagen, wir sind eine "Indie-Band" und spielen ein paar Konzerte und bringen ein paar Alben raus. Aber ich will eigentlich Singles haben und im Radio laufen. Radio und Popmusik gehen für mich eine magische Verbindung ein. Clive war da für mich wie ein Blutsbruder. Wir haben sehr viel Musik zusammen gehört: Madness, Bowie, zurück zu Lovin' Spoonful und Electric-Prunes. Diese, unsere erste, Produktion ging sehr in eine Richtung. Wir wußten alle, was wir wollten. Bei der zweiten war es schon sehr viel komplizierter, weil wir eine klarere Vision hatten - sowohl von den Stücken, als auch von deren Klang. Diese zweite Platte war eigentlich sehr anstrengend zu machen. Es wurde so eine  Art Konzeptalbum, also mit kleinen Stücken zwischendurch. Die dritte Platte sollte dann wieder einfacher werden. Wir waren jetzt in London, wir waren in New York, wir haben in den besten Studios gearbeitet. Aber all dies hilft dir nicht weiter; die Stücke werden dadurch nicht besser. Durch diese ganzen Erfahrungen haben wir einfach für uns gesehen, daß wir unsere Musik genau so aufnehmen müssen, wie wir das haben wollen. Deshalb machen wir unsere neue Platte jetzt selbst.

Zuletzt verändert: Donnerstag, 26. August 1999 von Axel Krägelius